Wie ein Verein das Gesicht von Kreuth prägte

Bäume, Wege, Bänke und mehr: Die außerordentlichen Leistungen des Verkehrs- und Verschönerungsvereins und eine Einladung zum Mitmachen

Einen Spazierweg hier, ein paar neue Bäume dort, dazu das eine oder andere Ruhebankerl und die notwendigen Orientierungstafeln für Gäste. 37 Kreuther Bürger finden, dass ihr hoch geschätztes Dorf durchaus ein paar Verschönerungsmaßnahmen vertragen könnte.
Dann geschieht Unerhörtes: Sie gehen damit nicht ins Rathaus, sondern packen gleich selber an! Was aus heutiger Sicht unglaublich klingt, hat sich anno 1888 in Kreuth genauso zugetragen. Die 37 – darunter sämtliche Ortshonoratioren von den Bauern über Lehrer, Doktor, Pfarrherr und Förster bis zum Bürgermeister persönlich, darunter auch fünf Herren aus Bremen - gründeten den Verschönerungsverein Kreuth und legten sogleich los. In den ersten fünf Jahren nach der Vereinsgründung entstehen der „Bremer Weg“ nach Wildbad Kreuth, die beidseitigen Dammwege zwischen Riedlerbrücke und Hammerschmiedwehr, ein Reitweg von Dorf Kreuth zum Hirschberghaus und der Fußweg von der Kirche St. Leonhard hinüber nach Enterfels. 1889 war der Bremer Weg als erstes Wegeprojekt des jungen Vereins fertiggestellt.

Und so geht es weiter. In den kommenden Jahrzehnten wird der Verein das Dorf Kreuth und seine Ortsteile aufwerten, für Gäste erschließen und für Einheimische noch liebenswerter machen. Mit Tatkraft, Sachverstand und sehr viel händischer Arbeit stemmen die Vereinsmitglieder Projekte, für die man heute Landschaftspfleger, Ingenieure und Touristiker bemühen würde: der Weißachsteg bei der Raineralm (1899), ein Tennisplatz am Weißachaustraßl (1906, Rückbau 1923), Orientierungs- und Tourentafeln, Zeitungswerbung, ein Spritzwagen gegen Straßenstaub (1908 angeschafft), Alleen- und Baumpflanzungen, weitere Wanderwege, Brückenbauten und Ruhebänke, nicht nur in Dorfnähe, sondern immer wieder auch im Almgebiet von Königs- und Geißalm. Neben der Ahornallee von Dorf Kreuth nach Wildbad Kreuth und jener von der Kirche nach Enterfels geht wohl auch die mächtige Allee von Dorf Kreuth bis Oberhof (heutige „Alten Straße“) auf den Verein zurück.

Während der Kriegs- und Nachkriegsjahre kommt das Vereinsleben fast vollständig zum Erliegen. Doch als sich um 1950 wieder Touristen in Kreuth einquartieren, kehrt auch die Tatkraft der Vereinsmitglieder zurück. Zu tun ist mehr als genug. Und daran hat sich bis heute nichts geändert.

Nach wie vor ist der „VV Kreuth“ für die Spazierwege und der Ruhebänke im Gemeindegebiet zuständig. Auf 1.000 Kilometer jährliche Fahrleistung bringen es die beiden fleißigen „Vereinsarbeiter“ die sich um den Wegeunterhalt, das Säubern, Ausschneiden und Herrichten der Ruhebänke kümmern. Es ist ein großer Batzen Arbeit, der andernorts auf den Schultern von Gemeinde und Bauhof landet.

Das Beste am Verkehrs- und Verschönerungsverein Kreuth ist aber dasselbe wie 1888: Man kann mitmachen und etwas bewegen. Und zwar als Einheimischer und als Gast. Dafür muss man nicht unbedingt selbst die Schaufel in die Hand nehmen. Ein guter erster Schritt wäre schon einmal: Einen Mitgliedsantrag unterschreiben und ein beitragender Teil des Vereins werden. Wer sich selbst, anderen und dem Verein eine Freude machen will, hat die Möglichkeit eine neue Ruhebank zu stiften, die gern auch mit einer Plakette versehen wird. Darauf, ganz nach Wunsch des edlen Spenders oder der ebenso edlen Spenderin: Eine Plakette mit dem eigenen Namen, der Erinnerung an einen lieben Verstorbenen oder auch – Achtung Werbemöglichkeit! – einem Firmennamen. Kostenpunkt pro Bank: 325 Euro (inkl. Plakette und Gravur und jahrelanger Pflege).

Lehmeier Annette, erschienen im Gemeindeboten Kreuth, Ausgabe Juli 2022

 

Glashütte damals (um 1900) ...

 

... und heute

An Peterer und an Wau gibt es auch heute noch. Erster verschwindet hinter der Brücke, zweiter im Wald.

 

Weitere Berichte über die verschiedenen Vereinsarbeiten seit der Gründung 1888 findet Ihr unter Geschichte/Vereinsjahre